09. September 2013
Pressegespräch des VdW saar Präsidenten Volker Leers mit Vertretern der saarländischen Medien am 9. September 2013
Bevorstehende Wahlen trüben leicht den Blick auf die tatsächlichen Probleme. „Wer die aktuellen Debatten auf Bundesebene vor der Bundestagswahl verfolgt, reibt sich insbesondere aus saarländischer Perspektive die Augen“. Dieses Fazit zog Volker Leers, der neue Präsident des saarländischen wohnungs- und immobilienwirtschaftlichen Interessenverbandes VdW saar, am Montag vor Vertretern der Medien in Saarbrücken.
„Herumdoktern“ an Symptomen
Vor der Bundestagswahl beschäftigen sich alle Politiker mit der Frage, wie die Mieten niedrig gehalten werden können. Die Mietpreisbremse sei dabei das zentrale Schlagwort. „Aber wo“, fragt Leers, „haben wir denn die exorbitanten Mietsteigerungen im Saarland?“ Zwar gebe es auch im Saarland Mietsteigerungen, diese konzentrierten sich aber nur auf wenige Lagen, insbesondere auf die jüngeren Baujahrgänge und damit auch auf höhere Standards. Der Wohnungsmarkt insgesamt verzeichne hingegen nur geringe Bewegungen. Die durchschnittlichen Mietpreissteigerungen lägen, so Leers, deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Wenn man die Miethöhen mit anderen Regionen Deutschlands vergleiche, so befänden sich im Saarland die Mieten in etwa auf dem Mietenniveau des geförderten Wohnungsbaus in Hessen. Zwar unterscheide sich auch das durchschnittliche Einkommensniveau in diesen beiden Bundesländern, aber der Vergleich mache deutlich, wo das Problem liege. Während in Hessen die Sozialwohnungen stark herunter subventioniert würden, um das Mietniveau für geförderten Wohnraum zu erreichen, müssten die Bauherren im Saarland bei gleicher Baukostenentwicklung wie auf Bundesebene ohne Subventionen mit dem vorhandenen Mietniveau auskommen. Dr. Rudolf Ridinger, vom Vorstand des Verbandes, fragt zudem, wer denn im Saarland von einer Mietpreisbremse profitieren würde. Für die unteren und mittleren Einkommen finde bedarfsbedingt derzeit ja kaum Neubau statt.
Dass eine Mietpreisbremse die Attraktivität der Investitionen in diesem Marktsegment verbessern würde, behaupteten nicht einmal deren Befürworter. Gerne werde zurzeit in der Politik auch darüber diskutiert, ob künftig der Vermieter die Maklercourtagen bei Wohnungsvermittlungen begleichen müsse. Doch welches Problem solle das lösen, fragt Ridinger. Die Maklercourtage müsse am Ende beglichen werden. Es gehe nur um die Frage, ob direkt beim Einzug oder über die Miete. Wenn sie nicht über die Miete umgelegt werden könne, sinke wiederum die Attraktivität der Wohnungsbauinvestitionen. Vorteile für Mieter würden sich daraus insgesamt nicht ergeben. Alle Instrumente, die aktuell diskutiert würden, litten, so Ridinger, am „Herumdoktern“ an den Symptomen. „Wir müssen uns aber darauf konzentrieren, wie wir den Markt besser entfalten können“, betonte Ridinger.
Zunehmende Schere zwischen Baukosten und Miethöhen
„Die zunehmende Schere zwischen Baukosten und Miethöhen, das ist unser zentrales Problem in unserem Bundesland“, ergänzte Leers. Er könne deshalb Debatten über weitere baukostentreibende Anforderungen, so etwa aktuell besonders im Bereich Barrierefreiheit oder energetische Qualität, nicht nachvollziehen. Auch Diskussionen über zu teure Wohnungen oder gar fehlende Sozialwohnungen könne er angesichts der Marktlage nicht verstehen. Gerade die aktuell angeheizte Diskussion um angeblich fehlende Sozialwohnungen im Regionalverband und die Reaktion der gewerblichen Wohnungswirtschaft hierauf zeigt doch deutlich, wo die Probleme wirklich lägen.
Geeigneter Wohnraum für Grundsicherungsempfänger ist ausreichend vorhanden, so Leers weiter. Das Problem bestehe in der zunehmenden Überalterung dieser Bestände. Bei einer im Rahmen der Grundsicherungsberechnung tragfähigen Nettokaltmiete zwischen 4,30 und 5,60 Euro seien die Lasten einer Bestandsmodernisierung aber durch die Wohnungswirtschaft allein unmöglich zu schultern. „Daher müssen wir mit der Landesregierung die Gespräche über eine zuschussorientierte Förderkulisse für Modernisierungen intensivieren“, so das drängendste Ziel von Leers.
Konzentration der Förderung auf Gestaltung attraktiver Quartiere
Auch treibt den Verband die Sorge um die Folgen der weiteren demografischen Entwicklung. „Wenn wir heute investieren, dann müssen sich die Immobilien auch in mehreren Jahrzehnten noch rechnen. Die Nachfrage hat sich aber verändert. Wir werden insgesamt weniger und die Menschen benötigen eine gesunde Infrastruktur, die sie künftig nur noch in den Städten vorfinden“, so Leers. Die Landflucht werde deshalb eher noch zunehmen. „Wir brauchen deshalb attraktive und funktionierende städtische Quartiere, damit die Menschen im Saarland auch in der dritten Lebensphase ihre Ansprüche erfüllen können.“
Leers plädiert deshalb für eine Förderpolitik, die sich auch auf die Quartiersgestaltung konzentriert. In die Quartiersplanung müsse auch die Entwicklung von Gewerbeimmobilien einbezogen werden. Das Ideal sei vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung die „Stadt der kurzen Wege“. Attraktive Quartierskerne lösten in der Regel weitere private Investitionen im Umfeld der Quartiere aus, weil diese Lagen dann attraktiver werden. „Dies wäre eine intelligente, die Marktkräfte stützende Politik“, so Leers.
Um zwischenzeitliche Anspannungen des Marktes in Teilregionen zu verringern, sei der Ankauf von Belegungsrechten ein sinnvolles Instrument, ergänzte Ridinger. Der Vorteil dieses Instruments sei es, dass günstige Wohnungen ohne zusätzliche teure Investitionen gesichert und das Instrument sehr flexibel eingesetzt werden könne.
Studentisches Wohnen als Gemeinschaftsaufgabe der saarländischen Wohnungswirtschaft
Mit großer Sorge beobachtet Leers die Entwicklung des studentischen Wohnens nach der Schließung des Wohnheims D auf dem Unicampus in Saarbrücken. Es gebe zwar seit mehr als einem Jahr Gespräche zwischen Land, Universität, Asta und Studentenwerk sowie einigen Verbandsmitgliedern jedoch bisher ohne konkretes Ergebnis. Mitgliedsunternehmen halten bereits Studentenwohnungen im eigenen Bestand und unterstützen so wenigstens partiell bei der Deckung des zusätzlichen Bedarfs. Dies löse aber nicht das Grundproblem. Leers bietet an, hier gemeinsam zwischen Land, Universität, Asta, Studentenwerk und dem VdW saar eine zeitnahe Lösung zu erarbeiten. Es gibt nicht nur ein Mitgliedsunternehmen, das grundsätzlich bereit wäre, sich bei der Schaffung neuer Studentenwohnungen auf dem Campus zu engagieren. „An dieser Stelle kann man tatsächlich von einer Unterversorgung sprechen“, so Leers.